Wenn manchmal ich nach unten lausche,
streng ich mein Ohr vergebens an,
ja, selbst wenn ich den Platz vertausche,
es haften höchstens Flusen dran.
Auch stethoskopisch abzuklopfen
den ganzen Boden kreuz und quer,
es hieße nur die Muschel stopfen
mit Grabesstille immer mehr.
Kein Pieps dringt hoch aus diesen Zonen
zu mir, der ich darüberhock,
und müssen da doch Menschen wohnen:
die Leute aus dem zweiten Stock.
Die über mir den Raum behausen
mein Hörsinn eher schon ergreift,
wenn dumpf sie übern Teppich sausen,
ein Stuhlbein übern Estrich schleift.
Wenn polternd Gegenstände fallen,
ein Lachen plötzlich schrill erklingt,
wenn Worte hohl wie Echos hallen
und unterm Tritt die Decke schwingt.
Doch sind auch dies nur schwache Zeichen
von Leben, das verborgen bleibt,
als würden da Gespenster schleichen,
gesteifte Laken, die entleibt.
Und ist doch Zelle hier für Zelle
wie bei ‘ner Wabe angereiht,
der Menschen Schlaf- und Futterstelle
in inniger Gemeinsamkeit.
Indessen führen dicke Mauern
um jede dieser Klausen rum,
dass ewig einsam jene kauern,
Gebein im Kolumbarium.
Gelegentlich treff so ‘nen Knochen
im Treppenhaus ich abends spät,
doch kaum zwei Worte noch gesprochen,
herrscht wieder Anonymität.
Kann etwas Fremderes es geben
als diese Nachbarn hierzuland,
die Tag und Nacht zusammenleben
so Tür an Tür und Wand an Wand?
In steinerne Kokons sich spinnen,
unnahbar in der größten Näh,
auf engstem Raume Raum gewinnen –
des Städters Lebens-Abc.
Das mögen finstere Gestalten,
die vor dem Tageslicht sich scheun,
von mir aus für ‘nen Vorteil halten
und fehl’nder Neugier sich erfreun.
Ich aber möchte mehr erfahren
von dem, der meinen Bau hier teilt,
Distanz ein bisschen wen’ger wahren
mehr Lächeln ernten, das verweilt.
Ja, dieses ganze Leisetreten,
sei’s mit den Füßen, mit dem Mund,
es weiche einem offnen, steten
und fröhlichen Bewohnerbund!
Dazu will’s mir am besten scheinen,
ich gehe selbst aus mir heraus –
wenn ich denn treffe irgendeinen
in diesem seltsam stillen Haus.