Nächtliche Szene

Nächtliche SzeneWas ist denn mit der Wand geschehen,
die schmort doch sonst in Finsternis?
Nie hab ich sie so hell gesehen
und nie mit so ‘nem Schattenriss!

‘ne ganze Sintflut von Photonen
hat die Fassade da ertränkt,
dass man sich Birnen zu Millionen
unweigerlich als Quelle denkt.

Doch statt ‘ner Mammut-Lichterkette
kommt nur ein Scheinwerfer in Sicht,
von dessen Schirm die Silhouette
so dunkel aus dem Gleißen sticht.

Was soll die Überdosis Strahlen,
mit denen man den Bau berappt?
Will man mit Werbung ihn bemalen,
bevor ein Sprayer ihn sich schnappt?

Das ginge doch auch tags, Reklame,
und nicht erst jetzt am Abend spät.
Ach, nun begreif ich’s: Nachtaufnahme,
ein Team, das da ein Filmchen dreht!

Es hockt in ‘ner verschwiegnen Ecke
gleich neben dem Garagentor,
die man gewiss für seine Zwecke
nicht ohne Hintersinn erkor.

Will man den Dreh vielleicht vertuschen?
Nichts als ein Partyzelt da steht,
durch das bisweiln Gestalten huschen,
als würden sie vom Wind verweht.

Und innen drin, da herrscht ein Schummer
wie in ‘nem Gruselkabinett,
dass ich zu meinem größten Kummer
‘nen Stuhl nur sehe und ‘n Bett.

Wie unheilvoll rankt sich die Stille
um dieses tote Mobiliar!
Man ahnt sofort, der letzte Wille
liegt schon auf Abruf beim Notar.

Gespenstisch wirkt auf mich die Szene,
in Nacht und Mauerwerk geduckt,
dass beinah ich zurück mich lehne,
wie einer, der ‘nen Krimi guckt.

Muss ich mich auf den Streifen spitzen,
wenn in die Kinos er gesandt?
Es reicht doch, vor der Welt zu sitzen –
‘ne Horrorschau aus erster Hand!

 

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