Ist sie nicht prächtig anzuschauen,
wenn sie in ganzer Majestät
mit goldumglänztem Haupt im blauen
Gewölbe ihres Himmels steht?
Dann will sie uns den Segen spenden
mit tausendfingrig heißer Hand,
so kraftvoll, unser Aug zu blenden,
bewundert es sie unverwandt.
Und es gefällt ihr, uns zu baden
in wohl’ger Wärme rundherum,
den Kopf, den Nacken, Rumpf und Waden
und selbst des Bauchs Proszenium
Dass wir so quietschfidel uns fühlen
wie’n plitsche-platsche Wannenkind
und uns mit Säften gerne kühlen,
die gelb und gut vergoren sind.
Und leichter die Gedanken kreisen
in schwerelosem Hin und Her,
wie Vögel, die ins Blaue reisen
wie Punkte über Land und Meer.
Weg mit dem Sakko in die Ecke!
Übt auf den Kragenknopf Verzicht!
Und dass man mir die Bänker wecke
aus der verschnarchten Binderpflicht!
Beschwingter lebt es sich hienieden
und lockrer als zu andrer Zeit,
wenn sich die Sonne ganz entschieden
nur ihrem Tagsgeschäfte weiht!
Doch das, um es mal zuzugeben,
hat sie noch gar nicht angepackt,
und dies verklärte Sommerleben
ist leider nur ein Wunsch, kein Fakt.
Der Himmel grau. Die Wolken jagen
in feuchten Fetzen vor dem Wind.
In tausend Schauern Unbehagen
den Rücken kalt herunterrinnt.
Verdattert guckst du auf die Stelle
der Wand, wo der Kalender hängt.
Da steht es: Mai, der Wonne Quelle,
der Monat, der nur Freude schenkt.
Ein Witz! Der macht sich keine Ehre
mit dem, was momentan er treibt
fern jener reinen Wetterlehre,
die Petrus ihm ins Stammbuch schreibt.
Da kann man nur die Augen schließen,
damit man nicht das Heulen kriegt,
und träumend ein Welt genießen,
die ungetrübt im Herzen liegt!