Ins Schwitzen gekommen

Ins Schwitzen gekommenAuf einmal spürte ich die Hitze;
das Hemd ward mir zum Hindernis,
dass ich es halb noch auf dem Sitze
energisch mir vom Leibe riss.

Wie Adam einst in Gottes Garten
in aller Unschuld nun entblößt!
Besucher warn nicht zu erwarten,
kein Stoffel, der sich daran stößt.

Auch wüsste ich nicht, dass die Musen
‘ne Kleiderordnung festgelegt,
wonach nur mit bedecktem Busen
der Sänger seine Laute schlägt.

Genauso wenig wie sie wollten
(ich glaub, das wär der größre Schock),
dass Ordenssterne glühen sollten
auf des Poeten Bratenrock.

Nun denn, in luftigem Gewande,
vom nassen Baumwolltuch befreit,
kommt da nicht besser auch zu Rande,
was so beherzt nach Versen schreit?

Ne! Sollte, könnte, dürfte, müsste –
es herrscht da kein Kausalgesetz.
Nur konjunktivisch sind die Brüste,
an denen meinen Geist ich netz.

Ja, von Minute zu Minute
fühl ich mich schlimmer nur noch dran,
dass ich mit flauer fließ’ndem Blute
mich kaum noch konzentrieren kann.

An Hals und Nacken laue Feuchte.
Ein Rinnsal wandert übern Grat
des Rückens, wie ‘ne Schnecke kreuchte
auf endlos schleim’gem Felsenpfad.

Ob oben oder unten ohne –
hier geht’s um mehr als nur die Kluft.
Kein Tag für Canto und Canzone.
Für Leiern nicht. Gewitterluft.

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