Wenn einer mit bescheidnem Posten
ein Plätzchen kriegt am Tisch der Macht,
dann will er mehr oft davon kosten,
als eigentlich ihm zugedacht.
Für Ordnung und für Recht der Streiter,
Inspektor sei er, Kommissar,
steht hoch nicht auf der Hühnerleiter,
doch in der Gunst als Medienstar.
Er muss sich mit den Schurken schlagen
oft heldenhaft von Mann zu Mann,
damit in allen Lebenslagen
der Bürger ruhig schlafen kann.
Doch was im Grunde so nach Ehren
und schönster Anerkennung schreit,
mag manchmal auch Gefühle nähren
von Arroganz und Eitelkeit.
Das geht schon los mit den Kostümen:
‘ne Uniform verleiht Respekt –
und wie viel mehr, kann sie sich rühmen,
dass ihr ein Colt im Futter steckt.
„Tach, Polizei. Ausweiskontrolle.“
Und keiner, der da widerspricht.
Der Status spielt hier keine Rolle.
Den Weidebullen reizt man nicht.
Noch wen’ger aber den Hopliten,
der knüppel-, helm- und schildbewehrt
gern Demonstranten die Leviten
mitsamt der Kunst des Wassers lehrt.
Gerät er mal in die Malesche,
weil er den Falschen schlug zu Brei,
wirft gleich der Staat sich in die Bresche
und schützend vor die Polizei.
Mit solchem Freibrief ausgerüstet,
kann er nach Gusto operiern
und, wenn es ihn danach gelüstet,
auch mal die rechte Spur verliern.
Tatütata über die Piste,
als ging’s um Leben oder Tod!
Doch Endstation ‘ne Futterkiste:
„Zwei Döner, Chef, mit Fladenbrot!“
Das mag wohl unter „Streich“ noch fallen,
‘nem Spaß, der aus dem Ruder lief –
doch anders, jemand abzuknallen
aus Notwehr, die nur putativ.
Tja, mag auf Erden auch kein Richter
die Guten vor die Schranken zerrn,
um wie viel länger die Gesichter,
stehn einst sie vor dem Höllenherrn!
Da helfen Koppel nicht und Keule;
der stößt sie waffenlos und nackt,
so blaugefrorn und mit Geheule
in seinen sand’gen Kellertrakt.
Dann liegen sie in der Parzelle
zu unbegrenzter Dunkelhaft.
Gleich nebenan der Kriminelle –
na denn, auf gute Nachbarschaft!