Vision

VisionEin Wasserlauf zieht halbwegs grade
sich quer durchs flache Wiesenland,
an seinem grasigen Gestade
bisweilen dürft’ger Baumbestand

In dessen aufgeblähte Schatten
sich hier und da ein Hüttchen drückt,
ein Holzstoß, Zaun mit losen Latten,
von Wind und Wetter längst zerpflückt.

In langen Schritten gehn die Wellen
gemächlich ihrem Ziele zu
und ohne Furcht vor diesen Fällen,
die jäh sie stürzen aus der Ruh.

Die Sonne, die im Untergehen
sacht mit dem Horizont zerfließt,
sieht halb man überm Fluss noch stehen,
der breit in diesen sich ergießt.

Und schwarze, schwere Wolkenmassen,
als ob noch ein Gewitter droht’,
wie Kohlehaufen, eingelassen
ins gelblich glüh’nde Abendrot.

Kaum sichtbar tasten sich Gestalten
auf düstrem Leinpfad noch entlang;
des Dorfs Geräusche längst verhallten,
verstummten wie der Vogelsang.

Ein Bild, es immer zu bewahren –
vergänglich, und doch ewig jung,
so steigt es mir seit vielen Jahren
ans Ufer der Erinnerung.

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