Mensch h. c.

Mensch h. c.Der hat auf der Visitenkarte,
erläuternd unterm Namenszug,
ein Dipl.-Ing., gleich welcher Sparte,
als Synonym für neunmalklug.

Ein andrer kann sich sogar schmücken
mit einem Doktor phil., jur., med.
und dadurch die Bewundrung pflücken
fürn Geist der Universität.

Steht gar „Professor“ vor dem Namen,
spielt Ehrfurcht sicherlich schon mit:
Entzücken bei den „Büldungs“-Damen,
Beklemmung bei Hauptschüler Schmidt.

„Direktor“ ist ‘ne Variante,
mit der man seiner Macht sich rühmt:
Der Wirtschaftsgötter Abgesandte,
geschäftig, gierig, unverblümt.

Der Adel, den von andern Leuten
ein kleines „von“ allein noch trennt,
benutzt es gern, um zu bedeuten,
dass seine Wirkung er wohl kennt.

Ja, könnten tote Kirchenfürsten
sich solcherart noch präsentiern,
sie würden sicher danach dürsten,
mit „heilig“ ihren Wisch zu ziern.

Die Leute wollen Eindruck schinden
und holn die Titelkeule raus.
Ich kann daran nichts Schlimmes finden –
sagt es doch viel über sie aus!

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