Der Abendhimmel

HexenschussDer Abendhimmel kalt und grau.
Die Fahnen liegen schlaff am Mast.
Vom Nebel feucht die Straße: Tau,
der fröstelnd an die Felgen fasst.

Die Wagen treibt es in den Stall,
stadtauswärts rauschen sie vorbei.
Ein Blaulicht jagt zum Überfall
in der Sirene schrillem Schrei.

Schon blinzelt aus der Dunkelheit
mir Bildschirmblau gespenstisch her,
das seltsam schwankt von Zeit zu Zeit,
als ob es nicht bei Sinnen wär.

Ihr wisst ja, wie es weitergeht:
Ich hock im stillen Kämmerlein,
Papier zur Hand und Schreibgerät,
und lass den Winter Winter sein.

In seligem Gedankenflug
lass ich die Wolken hinter mir,
dass ohne Rast ich und Verzug
enteil zu Hellas Bergeszier

Damit in des Olymps Azur,
auf der Pieriden hoher Trift,
in ewig grüner Lichtnatur
sie Feuer fange, meine Schrift.

Und wie wohl eines Drachen Schlund
bisweiln ein Flammenstoß entfährt,
so soll auch meinem Dichtermund
das Wort entstürzen, das verzehrt!

Allein, wie sehr ich mich auch plag:
Die Muse wehrt mir ihren Kuss.
’s ist heute nicht mein Göttertag –
verdammter Hexenschuss!

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