Kleines Licht

Kleines LichtDie Dämmerung hat angefangen.
Ein Blick zur Uhr zeigt kurz nach zehn.
Der Himmel weißlich-grau verhangen,
gekreuzt sporadisch noch von Krähn.

Kein Windhauch säuselt durch die Blätter,
kein Stoß erschüttert Laub und Ast;
die Bäume stehen steif wie Bretter,
die mit Beton man eingefasst.

Allmählich die Fassaden bleichen.
Das Firmament spielt leicht ins Blau,
doch ohne jene Feuerzeichen
der schaurig-schönen Sternenschau.

Indes verfinstert sich der Äther
so fließend flink von Ton zu Ton,
das jetzt, ‘ne halbe Stunde später,
er schwarz wie Brand und Asche schon.

Wenn da nicht in den Fenstern glömmen
die Stubenlichter trüb wie Span,
stockblind wir durch den Abend schwömmen,
den Fischen gleich im Ozean.

Nun, auch die Kerze mir zur Seite,
obwohl ihr Flämmchen winzig nur,
wirft tapfer in des Zimmers Weite
bis an die Wände ihre Spur.

Ein Lichtspektakel ohnegleichen
braucht aber der nicht, der hier schreibt.
Nur für den Griffel muss es reichen,
dass seiner Linie treu er bleibt.

Schreibe einen Kommentar