Im Dichterwinkel

Im DichterwinkelDer Vorhang ohne eignen Willen
vom Ventilator nur bewegt –
wie Segel, die im Winde killen,
der sie nach nirgendwo verschlägt.

Im Abenddämmer liegt die Stube,
vom Lämpchen spärlich nur erhellt,
das wie ein Helmlicht in der Grube
nur auf begrenzte Flächen fällt.

Die Lichtung aber mittendrinnen,
die es der Dunkelheit entreißt,
reicht, Sicht dem Pinsel zu gewinnen,
dass sicher übers Blatt er kreist.

Da ragt auch dieses Glasgebilde,
das wie ein Kirchturm sich verschlankt
und mit des Weines würz’ger Milde
das träge Dichterherz betankt.

Mit Feuereifer ihm zur Seite
die Flamme, die ihr Schicksal kennt –
dass hitzig auf dem Docht sie reite,
dem Ast, der unter ihr verbrennt.

Die alten, wohlerprobten Zeugen
bürgerlich-biedrer Kritzelein.
Bin ich der Typ, das Recht zu beugen?
Nicht mal die Verben in Latein.

Ich lass nur die Gedanken treiben,
wie dieser Vorhang treibt im Wind:
Gedichte, die sich selber schreiben,
homerisch sozusagen, blind.

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