Lebende Bilder

Lebende BilderAn halbwegs windgeschützter Stätte
und rund, so scheint es, um die Uhr,
steht steif wie in ‘nem Kabinette
des Bettlers graue Wachsfigur.

Mit einzig diesem Unterschiede,
der aus der bloßen Form ihn hebt,
dass mit gestrecktem Fingergliede
er nach bescheidner Münze strebt.

Und diese Krumen, die vom Tische
der Glücklichen ihm manchmal falln,
sind Futter höchstens für die Fische
und nur zum Gürtel-enger-Schnalln.

Dabei kann er von Glück noch sagen,
wenn ihm die Gabe ganz auch bleibt
und nicht zu einem Boss zu tragen,
der „offne Hand“ en gros betreibt.

Mit einem Wort, der in die Ecke
sich vor der Blicke Phalanx duckt,
ist alles andre als ein Recke,
den’s Schätze zu gewinnen juckt.

Die Not hat ihn dahin getrieben,
von seiner Armut wohlgenährt,
denn was an Mitteln ihm geblieben,
des Miethais breites Maul verzehrt.

Von Gott und Welt im Stich gelassen,
war glücklos er im Lebenskampf,
steht draußen jetzt in allen Gassen,
nichts weniger als ein Hans Dampf.

Ein Bild, ein lebendes, schon eher,
wie’s früher man so gern gestellt,
damit der Pulk der Partysteher
der Langeweile nicht verfällt.

Nein, lieber will ich’s Schandmal nennen,
das ‘ne Gesellschaft produziert,
die in dem großen Reibachrennen
das Maß für Menschlichkeit verliert.

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