Nachgefragt

imagesPS5BWPHKHe, Leserin, bis du noch da?
Man spricht so wenig miteinander.
Ich fühle just mich Noah nah
und seinem Bruder Alexander.

Der Tag verliert bereits an Kraft,
lässt sich vom Dämmer übermannen.
Mir hilft ein Gläschen Beerensaft,
das Musenpferdchen anzuspannen.

Ob’s leicht und locker galoppiert,
magst an den Versen du entscheiden,
die auf des bleichen Blatts Geviert
allmählich sich in Jamben kleiden.

Ein Kerzenstummel reicht mir aus,
die Klause hier in Licht zu tunken –
wie die Geburt des Weltenbaus
sich schuldet einem Götterfunken.

Mein Geist, der schwächlicher indes
als eines Gottes hoher Brägen,
verzweifelt oft an dem Prozess,
Gedichte in dies Laub zu sägen.

Doch dir zuliebe, Leserin,
halt ich die Leier stets in Ehren,
auch wenn ich’s manchmal müde bin,
den Müll des Helikons zu mehren.

So traulich flackert es daher,
so friedlich flüstert mir die Therme,
dass mir’s, weiß Gott, am liebsten wär,
du teiltest meine Küchenwärme.

Dann ließe ich die Feder fallen,
dann wäre ich des Dranges frei,
zu Strophen unentwegt zu ballen
den Kodder von Gedankenbrei.

Dann würde gern ich mich beschränken
auf eine höh’re Poesie –
dir jeden Tag mein Herz zu schenken,
wie sie ein andrer Gott verlieh!

Verzeih! Ich bin zu weit gegangen.
Der Rote stieg mir wohl zu Kopf
und weckte in mir dies Verlangen,
dass einmal auf den Busch ich klopf.

Nun kann ich auch nicht weiterschreiben,
die Scham erstickt mir jedes Wort.
Doch lass uns, Les’rin, Freunde bleiben –
den Rausch, den schnarch ich mir schon fort!

 

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