Aus der Klause geschaut

imagesO86UN3NKDa drüben vor den Häusermauern,
da stockt die Stille schwarz und schwer,
dem Tiger gleich scheint sie zu lauern
und glüht mit Argusaugen her.

Würd ich die Hände von mir strecken
und taucht‘ sie in das Dunkel ein,
ich glaub, sie kämen voller Flecken
und rußgeschwärzt mir wieder rein.

Und unten, wo die Steine landen,
birst Licht aus Röhren, neonweiß,
die frohe Botschaft zu umranden:
„Matratzen hier zum Sonderpreis!“

Ein feiner Dunst umgarnt die Szene
wie Rauhreif, zum Gewölk gewebt,
noch eh sich die kristallne Träne
des Winters aus dem Pfühl erhebt.

Da kommt auch schon, ein fahler Flecken,
der Sternenherde treuer Hirt,
der Mond, der ohne Stab und Stecken
im Niemandsland des Himmels irrt.

Es mag kein Lüftchen sich mehr regen,
kein Wurm sich winden im Revier –
auch meine Feder, wohl deswegen,
streift sachter über ihr Papier.

Und wenn nicht hin und wieder Wagen
bezeugten einen Rest Verkehr,
man spürte wohl ein Unbehagen,
als ob die Stadt gestorben wär.

So sammle zu der späten Stunde
ich die Gedanken ungestört,
die ihr aus meinem Strophenmunde
hier lautlos zu euch sprechen hört.

Den Musen scheint es zu gefallen,
wenn Kränze still Eirene flicht –
das Laute, mag’s im Lärm verhallen!,
erreicht ihr Ohr, das feine, nicht.

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