O du, gezeichnet und geschunden,
du mein geduldiges Papier,
wenn ich in fleiß’gen Mußestunden
mit Tinte voll dich tätowier!
Nie hab ein Stöhnen ich vernommen,
nie deines Unmuts barschen Laut,
dass meine Feder unwillkommen,
wenn Zeichen sie ins Fell dir raut.
Und sind doch Tausende gewesen,
seitdem ich mich der Kunst geweiht!
(Kein Schwein kann diesen Kappes lesen,
der förmlich nach Vergessen schreit.)
Du hast nur immer still gelegen,
ergeben, stumm, bereit.
Wie Jakob vor dem Vatersegen,
wie Lot vor Übelkeit.
Warum zum Teufel so gelitten,
so klaglos unterm blut’gen Blau?
Weil Zeilen in die Haut geschnitten,
dass sie die Nachwelt schau?
Vielleicht aus einem andern Grunde?
Womöglich auch aus Stolz?
Ach, fühllos du bei jeder Wunde –
ist denn dein Herz aus Holz?
Wie immer – dieses schöne Schweigen
erleichtert mein Geschäft:
Die Lyra kann ich auch vergeigen,
kein Zerberus, der kläfft.
Kann unbehelligt weiterspinnen
den Faden meiner Griffelspur,
mir ständig Schnörkel neu ersinnen
auf makelloser Flur.
Drum wünschte ich mir, o Schimäre!,
zög je ‘nen Leser ich an Land,
dass er wie diese Blätter wäre –
so herrlich tolerant.