Friedliche Nachbarn

Friedliche NachbarnMan möchte an den Frieden glauben,
wenn nächtlich man die Stadt so sieht:
Motoren, die gedämpfter schnauben,
verstummt der Tauben Gurrelied.

Es knallen keine Autotüren,
es schlägt kein Martinshorn Alarm –
so dicht kann man die Stille spüren
wie einen Körper weich und warm.

Millionen Münder hört man schweigen,
als hätten sie sich ausgebrüllt
nach ihres Tags Achtstundenreigen,
der monatlich ihr Säckel füllt.

Am Pflaster nicht mehr eine Sohle,
die klappernd in die Ohren klingt.
Es scheint, dass unsre Metropole
ganz suutje in die Pfühle sinkt.

Was mag ihr hinter den Fassaden
an Träumen nur im Schädel schwirrn,
was in die Ruhe sich entladen
an Bildern aus dem müden Hirn?

Ergehen, ganz in Weiß gewandet,
Schalmei und Laute griffbereit,
den Leib von Wogen Lichts umbrandet,
sich Engel in der Ewigkeit?

Wo endlos Wiesen sich erstrecken,
ein Affodill- und Lilienmeer,
und Flüsse an den Ufern lecken
mit Zungen milch- und honigschwer?

Sind’s eher höllische Dämonen,
die grausig aus den Grüften starrn,
dem Trauerzuge beizuwohnen,
wenn DICH sie an die Grube karrn

Und während dich die Schlünde schlucken
in bodenlose Finsternis,
siehst einen letzten Blitz du zucken,
als ob des Himmels Tuch zerriss?

Ich ahn wohl Menschen in den Zimmern
mir gegenüber des Gebäuds.
Doch seh ich stets nur Lichter schimmern
und drüber schwarz ein Fensterkreuz.

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