Verlorene Liebesmüh

Verlorene LiebesmühDu kommst, du gehst: Ein Menschenwesen,
das kurz sich aus dem Staube regt,
bevor des Schicksals borst’ger Besen
dich wieder in den Kehricht fegt.

Unsterblichkeit willst du erlangen
mit der und jener Therapie –
die nützlich nur beim Grillenfangen
im Zwielicht deiner Fantasie.

So: Körperlich zu kollabieren
bis hin zum ew‘gen Exitus,
doch seine Seele nicht verlieren,
die unverwüstlich gut in Schuss

Und die nach kurzer luft’ger Reise,
vom alten Adam losgeknüpft,
auf noch nicht ganz geklärte Weise
in eine neue Hülle schlüpft.

So: Sich in Erde aufzulösen,
um in Dornröschenschlaf zu falln
und hundert Jahr und mehr zu dösen,
bis sich die Klumpen wieder balln,

Um vor dem höchsten Richterstuhle,
als wäre weiter nichts geschehn,
zum Hohne jeder Ärzteschule
lebendig wieder aufzustehn

Und dann Vergeltung zu empfangen
für jene Tage vor dem Tod –
sei’n es der Hölle glühnde Zangen,
sei es des Himmels Gnadenbrot.

So: Aus den Wünschen, die sie wiegen,
dass stets es sie in Atem hält,
die Seele endlich freizukriegen,
dass sie in ew’ge Leere fällt,

Wo ledig aller Lust und Launen
die Stille sie des Glücks genießt
wie jemand, der in Eiderdaunen
unmerklich in den Schlaf zerfließt:

Nirwana, klar. Wie andre Lehren
mit diesem schönen Makel nur,
dass just das Siegel sie entbehren:
„Geprüft, beglaubigt von Natur“.

So baut die Furcht sich viele Krücken,
um rauszuhumpeln aus dem Sein
und irgendwo sich neu zu pflücken
`nen Trost mit eitel Sonnenschein.

Und wird bestärkt von Scharlatanen
in würdewallendem Ornat,
die diesen Weg angeblich bahnen,
weil sie zu Gott `nen heißen Draht.

Was heißt, dass mit den Illusionen,
in die man seinen Abgang hüllt,
wie der Schamane vor Äonen
der Pfaffe noch sein Säckel füllt.

Der Mensch, der selbst dem Lauf der Sterne
schon grübelnd sein Geheimnis stahl,
er bleibt ansonsten herzlich gerne
dat Jüppken vom Neandertal.