Sonnenuntergang

SonnenuntergangWie dass ein schönres Bild sich böte:
Der Sonnenball versinkt im Meer,
und diese Spur der Abendröte
wie Purpurschnecken hinterher!

Und kaum noch Wind. Die Kapriolen,
mit denen Äolus sich als
Moriskentänzer just empfohlen:
versprengte Hüpfer allenfalls.

Gebändigt wiegen sich die Wogen,
erschöpft von ihres Tages Müh:
Nur immer, ach, den Hals gebogen,
nur rauf und runter, hott und hü!

Wie sacht sie ihm den Fuß umspülen,
dem Felsen, der am Ufer steht,
statt Sand wie sonst ihm aufzuwühlen,
der wolkig seine Knie umweht!

Und auf der fernen Gipfelkette,
die schärfer jetzt vom Himmel sticht,
als ob’s geschneit da oben hätte,
ruht schimmernd noch das letzte Licht.

Und während sie sich noch verdunkeln,
von Schatten mählich übermannt,
sieht man die ersten Sterne funkeln,
als Vorhut in die Nacht gesandt.

Wie selig, so dahinzuschreiten
in diesem Dämmer, der sich schon
vermählt dem Grau der Meeresweiten
zu einem deutlich tiefren Ton!

Und an das Heim dabei zu denken,
der Stuben steinernes Geviert,
dir Schutz in einer Welt zu schenken,
vor deren Schönheit es dich friert.

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