Die alte Leier

Die alte LeierIm Geist seh ich sie vor mir liegen,
die ich so häufig schon beschwor,
wenn zum Parnassus aufzufliegen
getummelt ich mein Tintenrohr.

Indes gewahr ich nur verschwommen
und düster nur sie von Gestalt,
die nie mir zu Gesicht gekommen
und nie noch wirklich mir erschallt.

Da ist was Rundes, will mir scheinen,
und was wie Hörner drauf am Rand,
dazwischen was wie Wäscheleinen,
wie Notenlinien eingespannt.

Und diese blässliche Schimäre,
und dieser ausgemachte Trug,
als ob ich nicht bei Sinnen wäre,
begeistert mich zum Höhenflug!

Wie andere mit heil’gem Schauer
beflüstern der Amati Wert,
rühm ich Apolls mich als Erbauer
der Leier, die mein Steckenpferd.

Mir gilt das Stück nicht minder teuer,
das nur mein innres Auge sieht,
weil ich mein Herz damit befeuer,
dass es mir schöne Verse schmied.

Gut. Darf ich nun im Stil der alten,
der Lieder, die am Schluss belehrn,
was von dem Ganzen hier zu halten,
im letzten Vierer euch erklärn?

Lässt von Vernunft der Mensch sich leiten?
Symbole lenken seinen Schritt.
Gib ihm ‘ne Handvoll Dreck – geweihten:
In jeden Krieg zieht er damit.

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