Wetterwünsche

wetterwuenscheJetzt kommt er schon mit solchen Mätzchen
und gaukelt uns den Frühling vor!
Nur weiter, und die Weidenkätzchen
entfalten ihren Silberflor!

Will uns der Bursche irreführen,
den man nur feucht und frostig kennt,
das Herz uns mit ‘nem Lächeln rühren,
das kalt ihm auf den Lippen brennt?

November, grimmiger Geselle!
Warum jetzt diese sanfte Tour?
Zwölf, dreizehn Grad bei Tageshelle
gehn dir doch gegen die Natur!

Da trägt man auch die falschen Sachen:
Am Morgen tut was Warmes not,
doch kommt die Sonne Feuer machen,
schwitzt in der Jacke man sich tot.

Es ist ein Kreuz mit diesem Wetter!
Auf nichts ist wirklich mehr Verlass!
Der Sturm reißt nicht vom Ast die Blätter,
nach Wasser lechzt das Regenfass.

Ein Wischiwaschi ist das heuer,
ein lenzluftlauer Herbstverschnitt.
Der Jahreszeiten Abenteuer
erlebt ja so kein Schwein mehr mit.

Er sollte nicht mit Reizen prahlen,
die er sich billig nur geliehn.
Warum die Miene übermalen,
die uns doch immer schön erschien?

Beharrlich rieselt feiner Regen,
den Himmel hüllen Wolken ein.
Das Laub glänzt golden auf den Wegen
wie Glimmer und Karfunkelstein.

Wie Ährenleser streifen Krähen
mit krummem Rücken übers Feld,
nach letzter Nahrung auszuspähen,
bevor der Winter es bestellt.

Oft fährt auch in die nackten Kronen
und peitscht ihr zitterndes Geäst
der Sturm, Gevatter der Zyklonen,
der seine Macht uns spüren lässt.

Und Nebel wabert auf der Heide,
der blendet uns mit einem Husch,
dass unser Blick nicht unterscheide
den Moorgeist vom Wacholderbusch.

Ja, dass ein Aufmarsch solcher Bilder
den Weg durch unser Auge zieh,
viel rauer als zurzeit, viel wilder
und stimmig mit Melancholie!