Die Uhr, das ist bekanntlich ein Gerät,
die Zeit in kleine Brösel zu zerhacken.
Und zwar in völlig gleiche früh und spät,
vollkommen für sich jeder, ohne Macken.
Sie braucht ja diesen Grad von Präzision,
der Menschheit Tag und Tun zu sekundieren,
die im Gedränge, wirr und asynchron,
ihren Zusammenhang würd rasch verlieren.
Es ist der Zeiger, der die Welt regiert
wie der Maestro mit dem Stock die Geigen,
den keiner aus dem Auge je verliert,
um seinem Wink gefügig sich zu zeigen.
Schon wenn man morgens seinen Törn beginnt,
die Lebensgeister mählich erst erwachen,
begreift man, wie rapid die Zeit verrinnt,
und fährt furios in seine Siebensachen.
Derweil treibt dich die Uhr zur Eile an.
„Mach zu! Ich gebe dir noch fünf Minuten!“
Du rennst und springst und hältst dich wacker ran,
um ewig doch vergebens dich zu sputen.
Und weiter so den lieben langen Tag:
Tyrannisches Stakkato der Termine.
Sie fallen unerbittlich Schlag auf Schlag
so wie die Ritzen in der D-Zug-Schiene.
Wenn endlich dann der Feierabend winkt,
glaubst du dem Tempus-Terror dich entronnen.
Doch ach, der Stern des Chronos nimmer sinkt,
er wacht auch über deine Freizeitwonnen.
Genieße deine Muße rasch, hopphopp!
Und nie vergiss: Sie ist nur knapp bemessen.
Zuhause ist nur flüchtig, nur ein Stopp
im Dauerrennen, mit Verlaub, ums Fressen.
Schnapp dir zum Beispiel ein beredtes Buch
und lass entspannt dich von der Stille wiegen,
ein Weilchen wenigstens befreit vom Fluch
der Zeit, so wie ein Pfeil davonzufliegen.
Wie alles Schöne währt auch dies nur kurz,
ein flücht’ger Aufschwung in azurne Auen –
und aus dem Höhenfluge jäh der Sturz
ins nächste eilbedürft‘ge Morgengrauen.
Ach, niemand wusste besser wohl Bescheid
als Salomo von dieser Crux hienieden:
Es hat, so sprach er, alles seine Zeit.
Ist ja mein Reden: Auch das Verseschmieden.