Laut und leise

Laut und leiseErst Feuerwerk, dann Böllerschüsse!
Die Nacht erzittert im Gelärm
urbaner Freuden und Genüsse,
für die ich nur verhalten schwärm.

Hab wieder Stellung hier bezogen
in meiner Küche Musenhain
und warte, bis der Spaß verflogen,
der Himmel wieder stubenrein.

Ein Gläschen steht mir vor der Nase,
zu fördern meine Fantasie,
wie oft, wenn in der Dichterphase
ich nachts mich in die Strophen knie.

Da! Nach dem doppelten Spektakel
‘ne Stille, die man förmlich hört!
Und endlich stochern die Tentakel
des Geistes wieder ungestört

Mal hier und da in allen Ecken,
mal hier und da in jedem Mist,
ein saubres Verslein zu entdecken,
das bisher ungeschrieben ist.

Nun seh ich auch die Nachtlaterne,
den Mond im luft’gen Dachgestühl
des Himmels leuchten in der Ferne,
unendlich bleich, unendlich kühl.

Und auch dies tückische Geklumpe,
das lieblich uns ins Auge sticht,
weil es pulsierend wie ‘ne Pumpe
uns treu besprengt mit Sphärenlicht

Lässt wieder blicken sich inzwischen
und blinkt und blitzt so hübsch daher,
als hätt von aufgeladnen Fischen
man Laich verstreut im Himmelsmeer.

Ach, diesem Zauber sich verschließen,
das Ende wär’s gewiss vom Lied.
Drum seht, wie mir die Verse sprießen
gemüsegleich in Reih und Glied!

Und dennoch kommen mir Bedenken:
Ist, was ich klier, nicht alles Kohl?
Sollt ich die Zeilen mir nicht schenken,
da Poesie doch Monopol

Von ausgesuchten Dichtergrößen,
die sich die Kritiker gekürt,
um jedem Ehrfurcht einzuflößen
vorm Feuer, das sie selbst geschürt?

Noch ist die Frage nicht entschieden –
drum drück ich mich erst mal davor
und flücht mich in den faulen Frieden
des Schlafs. Hau, vulgo, mich aufs Ohr.

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