Eine Urlaubsszene

Eine UrlaubsszeneWie häufig hab ich nicht gesessen,
vom milden Hauch der Nacht umhüllt,
die Welt der Akten zu vergessen,
die sonst mein kleines Dasein füllt

In dieser Palme schönem Schatten,
beschirmend mich vorm Sternenlicht,
das scheu den Doppelzaun der Latten
gefiederten Gezweigs durchbricht.

Wie wohlig ist’s mir da gewesen,
wenn ich so sinnend draußen saß,
im Buch des Himmels noch zu lesen,
das niemand je zu Ende las.

Und über mir, am sichren Faden
im unerschütterlichen Bau
des Kosmos zeigten die Plejaden
in stummem Fluge ihre Schau.

Bisweilen huschte an der Mauer
ein Tier noch, oder am Balkon:
Dann war’s ein Gecko – kurze Lauer,
im nächsten Augenblick davon!

Kaum noch ein Laut ließ sich vernehmen.
Selbst die Zikaden gaben Ruh.
Vom Strand her nur, so schien’s mir, kämen
noch dumpfe Seufzer ab und zu.

Mit seinen alterskrummen Knorren
stach schwarz der Ölbaum von der Wand,
ein Greis, verwunschen und verworren,
der als Gespenst hier festgebannt.

Nicht weit davon, dem Blick entzogen
wusst ich Zitronen überreich,
die schwer an ihren Ästen wogen,
doch blutleer nun und seltsam bleich.

Wie hieß doch gleich noch diese Blume,
die farblos starrte aus dem Dust
von ihres Beetes trockner Krume?
Ich weiß nur, dass ich’s mal gewusst.

Ein Kerzchen wachte mir, zu hüten
den letzten Funken trüber Sicht.
Oleander schwamm in dunklen Blüten.
So träumend braucht ich Träume nicht.

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