Abschiedslied

Ein Schlusslied will ich hiermit singen
den Monaten am Meeresstrand,
bevor mich wieder heimwärts bringen
die Flügel, an den Rumpf gebannt.

Als hätt ich gar nicht erst verlassen
den Flieger, der mich hergebracht,
hat sich die Zeit, ich kann’s nicht fassen,
so wie im Flug davongemacht.

Ein halbes Jahr ist mir vergangen,
als wär es nur ein Wimpernschlag,
als hätt ich nur herumgehangen,
im Traum verdämmernd meinen Tag.

Und habe doch den stillen Wandel
der Jahreszeiten miterlebt –
Hibiskus schwindend und die Mandel,
die winters noch ihr Haupt erhebt.

Und bin doch einem Meer begegnet,
so trüg’risch wie ein Wetterspruch –
von Sonnenstrahlen meist beregnet,
doch öfter auch vom Wolkenbruch.

Und wenn aus seinen trüben Weiten
ein Sturm es übers Ufer trieb,
hört ich die Brandung wellenreiten,
die manchmal Sportgeschichte schrieb

Indem sie mit gewalt’gem Bäumen
so heldisch in die Brust sich schmiss,
dass sie im Fallen und im Schäumen
dem Strand ein gutes Stück entriss.

Auch zu der fernen Silhouette
der Berge hab ich aufgeschaut,
dern bläulich-graue Gipfelkette
bisweiln gewandet wie ‘ne Braut

Im Hochzeitskleid mit einer Schleppe,
geschleift da über Berg und Tal,
als wär es eine Marmortreppe
zu ihrem Märchenprinzgemahl.

Doch auch direkt an Ort und Stelle
sah enden ich manch Zölibat,
wenn vis-à-vis aus der Kapelle
das Paar, das frisch getraute, trat.

Desgleichen mir der GAU der Ehe,
o Jammer, nicht verborgen blieb,
den ebenfalls in nächster Nähe
der Tod sich auf die Fahnen schrieb.

Da schlichen hinterm Leichenwagen
die Trauernden, vom Schmerz gebeugt,
die Liebste zu ‘nem Loch zu fahren,
das von den letzten Dingen zeugt.

So wär die Frage denn entschieden
durch das Geschehn an dieser Statt –
da alles, was passiert hienieden,
laut Bibel seine Zeit auch hat.

Mit diesem Spruch und seinesgleichen
wünsch für den Heimflug ich mir Glück.
Solln ruhig rasch die Tage weichen –
mein Ticket gilt auch für zurück.