Wie Balsam liegt die Abendstille
auf dem Asphalt, dem Pflaster dort,
die runter bis zur kleinsten Rille
geschunden heut in einem fort.
Von tausenden von Gummirädern,
die schwer darüber weggewalzt,
und Sohlen, die zwar leichter federn,
doch Tritte ihnen aufgehalst.
Der Straße Seele, möcht man meinen,
erholt sich, wohlig ausgestreckt,
lässt Neon auf den Bauch sich scheinen,
das eitrig ihm die Wunden leckt.
Nur noch sporadisch Lärmsequenzen,
vereinzelt noch ein schärfrer Ton.
Verhaltner selbst die Sterne glänzen;
der Mond ging längst auf Tauchstation.
Wie starr auch die Platanen stehen,
gespreizte Arme ihr Geäst,
als würden um den Wind sie flehen,
der sie so lustig tanzen lässt!
Die Fahnen drüben auf dem Dache,
sie schwappen träge um den Mast,
obwohl doch Flattern ihre Sache,
wenn stürmisch wer sie unterfasst.
Was Wunder, dass auch meine Klause,
von dieser Stille inspiriert,
nun wen’ger Küche denn Kartause,
wo kaum man je ein Wort verliert.
Ja, eher eine Klosterzelle,
in die nichts Weltliches mehr dringt
und nur der Seele lautre Quelle
den Göttern stumm Gebete singt.
Der Wanduhr monotones Ticken
klingt klarer in die Einsamkeit.
Ich kämpfe, um nicht einzunicken
vor diesem Wiegenlied der Zeit.
Dazu vom Wasserhahn der Tropfen,
der hin und wieder zögernd fällt –
ich hör ihn auf die Spüle klopfen,
hör, wie er auf dem Stahl zerschellt.
Selbst wenn ich meinen Becher fülle,
gedankenlos, wie aus Instinkt,
dann gluckert’s aus der Flaschentülle
wie’n Bach, der über Kiesel springt.
Vollkommen scheint mir nun der Frieden,
der seiner selbst sich wird gewahr –
da leb ich einmal abgeschieden
im Herzen dieser City gar!
Am Tropf häng ich der Abendstunde,
sie träufelt mir die Verse ein
und schließt mit Strophen mir die Wunde,
so weitab vom Parnass zu sein.
Doch wenn sich früh die Schatten lichten
und mit dem Tag die Welt erwacht,
dann ist es aus für mich mit Dichten –
die Muse fällt im Lärm der Schlacht.