Im Radio dudeln Weihnachtslieder.
Auf Englisch. Also Songs demnach.
Das Deutsche („Alle Jahre wieder…“)
liegt auf den Plattentellern brach.
In unsren aufgepeppten Sendern
gibt man sich gerne anglophil,
bezieht das „Christmas Flair“ aus Ländern
mit ausgemachtem Pop Appeal.
Der lang die Töne zieht und länger
und schließlich sie zum Schmelzen bringt,
der Crooner (vormals „Schnulzensänger“)
weckt heute den Gefühlsinstinkt.
(Der samt und sonders angesprochen
vom süßen Zauber der Musik –
den Text versteht ja eh kein Knochen,
am wenigsten der Denglisch-Freak.)
Und die hochheil’ge Krippennummer
lallt uns ‘ne fremde Zunge vor –
des Babelturmbaus ganzer Kummer
steigt aus der Seele mir empor.
Energisch muss ich protestieren,
grad auch als gläub’ger Atheist,
dass selbst die Sprache sie kassieren,
in der uns Jesus Jesus ist.
(Der Dummheit trieb’ge Gifte schweifen
auf allen Feldern heut umher:
Seit einem US-Flimmerstreifen
heißt jetzt Kolumbus Christopher!
O schauerlich, sich vorzustellen,
dass dies die künft’ge Richtung weist
und bald die Santa-Glocken bellen,
weil Holli Märi Dschieses kreißt!)
Die Botschaft von des Sees Gestade,
an dem der Gute sich erging,
als Trittbrett für die Hitparade –
kling, Kassenglöckchen, klingeling!
(Die aus dem Tempel Christ vertrieben,
weil Schachern sich dort nicht geziem,
sind ihren Pfründen treu geblieben
und schachern längst ja schon mit Ihm.)
Wie anders die Gesangbuchweisen,
die wir als Kinder kannten schon
und die des Schöpfers Werke preisen
für weiter nichts als Gotteslohn.
(Ich weiß, ich weiß, der soll am Ende
ja gar nicht mal so mickrig sein:
Wohnrecht auf Paradiesgelände.
Für immer. Inkl. Heil’genschein.)
Nicht jammern. Konsequenzen ziehen!
Hat nicht die Kiste auch ‘nen Knopf,
dass, diesem Schmonzes zu entfliehen,
das Maul, das große, man ihr stopf?
Gesagt, getan. Die Schmachter schweigen.
Und in die stille Dämmerstund
wie Nebel aus den Tälern steigen
die Melodien vom Herzensgrund.
Vom Himmel hoch…, …ein Schiff geladen,
Ihr Kinderlein…, …die Tor macht weit –
und ziehn sich wie ein roter Faden
durchs Bild der alten Weihnachtszeit.
Muss man denn mit ‘ner Mode gehen,
die stets sich nach dem Winde dreht
und schon vorm ersten Hähnekrähen
den eignen letzten Schrei verrät?
Und wann, wenn nicht an solchen Tagen
mit Tannenduft und Lichterschein,
wolln wir’s, bei Gott!, denn sonst noch wagen,
so richtig antiquiert zu sein?
Schon dunkelt Dämmer die Fassaden,
verkündet Frost des Abends Näh.
Der Himmel graut in weißen Schwaden.
Und leiser rieselt noch der Schnee.