Abendfrieden

images95P9ELDWWie einsam liegen nun die Straßen,
wie still im Häusermeer,
als ob die Menschen sie vergaßen!
Die Schritte hallen schwer.

Die Möwen, die da kreischend flogen,
die Krähen eben noch,
sind, was weiß ich, wohin gezogen,
verkrochen in ihr Loch.

Kein Täubchen pickt sich von den Steigen
geduldig noch die Krümel auf.
Die Elstern und die Amseln schweigen.
Die Nacht nimmt ihren Lauf.

Vom trüben Himmel droben schweben,
von Sternenschimmer matt geweißt,
die duft’gen Schleier aus Geweben,
die keine Hand zerreißt.

An Füßen, unbeschuht von Socken,
reibt schlangenzüngig ihren Schlund
die Kälte, eher feucht als trocken,
bis alles rot und wund.

Nun sind es nur noch wen’ge Tage,
bis Ochs und Esel wieder stiert
aufs Wunder jener alten Sage:
Die Jungfrau, die gebiert.

Ich würd so gern an Weihnacht glauben:
Ein Zeichen müsste dazu her!
Doch, Herr, bloß keine Friedenstauben –
ein Engel, bitte sehr!

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