Man geht noch immer gern spazieren
und wandert still durch Wald und Flur,
am Anblick sich zu freun, dem schieren,
der halb natürlichen Natur.
Doch scheinen wen’ger die zu werden,
die fröhlich ihre Stiefel schnürn,
um diesem Paradies auf Erden
auf Schusters Rappen nachzuspürn.
Dafür sieht man ins Kraut geschossen
die Typen, die nicht gern verweiln
und, wenn auch nicht auf hohen Rossen,
im Trabe durch die Büsche eiln.
Sie tragen weite Jogginghosen
und Botten, die man Sneaker nennt,
weil’s unter Veilchen und Mimosen
sich so doch am bequemsten rennt.
Desgleichen ältere Semester
im weiten Auslauf des Gehegs,
die da schon mal als Krückstock-Tester
mit Nordic Walking unterwegs.
Doch sind dies alles müde Schreiter
mit eingeschränktem Vorwärtsdrang,
verglichen mit dem Teufelsreiter
auf seinem Mountainbike-Mustang!
Der pest so durch die krummen Pfade,
als ob er gar nichts davon wüsst,
dass schon die kleinste Eskapade
ihn aus dem Sattel hauen müsst.
Um seinen coolsten Kick zu kriegen,
sind Stock und Stein ihm grade recht
und tückisch-unverhoffte Biegen,
an die man nicht im Traume dächt.
Ihm gleichen flüchtig die Touristen,
die auch den Abwärtstrend verspürn,
doch lieber auf verschneiten Pisten,
die sacht sie in die Täler führn.
Die wedeln mit beschwingten Hüften
im Bogen einen Hang hinab
und machen zwischen Klamm und Klüften
meist pünktlich vor der Hütte schlapp.
Vollenden da die rasche Reise
durch der Botanik Defilee
auf ihre wissbegier’ge Weise
mit Enzian und Jagertee.
Marschiert mit Rucksack auf dem Buckel
am Bach, am rauschenden, noch wer
geduldig über tausend Huckel
und Stolpersteine kreuz und quer?
Und jodelt seine Lust zu leben
begeistert über viele Meiln,
dass ihm die Berge Antwort geben
und offen seine Freude teiln?
Der Bach hat Besseres zu bieten
als sein romantisches Gerinn –
man kann sich auch ein Kanu mieten
und schießt auf seiner Flut dahin!
So kommt in Wirbeln und in Wellen
man rascher als im Gehen fort
und treibt in seinen tück’schen Schnellen
den quirligen, den Wassersport.
Wird‘s an der Küste anders laufen?
Liegt man da faul am Strand herum,
tritt tapfer in die Wattwurmhaufen
und macht für Muschelschaln sich krumm?
Nein, mit dem Wandel der Gezeiten
verändert sich auch hier die Welt
und kommt zum Surfen und zum Kiten
der Kurgast heut, der auf sich hält.
Die Wunder der Natur zu schauen
mit stillem, andachtsvollem Schritt,
in allen Gegenden und Gauen
ist das nicht mehr der große Hit.
Zumindest im verwöhnten Norden,
wo man nicht kämpft ums täglich Brot,
ist zu ‘nem Spielplatz sie geworden
fürn Fall, dass Langeweile droht.
Da kommt so’n Stiesel angebrettert
und macht ein Gänseblümchen platt
und merkt nicht mal, dass er zerschmettert
ein Kunstwerk der Natur er hat.
Ich fahr nicht so ‘nen heißen Reifen,
mir reicht die alte Schneckenspur.
Wenn Freunde mich zum „Dom“ mal schleifen,
dann niemals für ‘ne wilde Tour.
Lass andre in den Lüften kreischen
im Lustrausch sich die Kehle wund –
ich bleib, um Knacker zu zerfleischen,
am Würstchenstand auf sichrem Grund.