Wenn meine Augen sich so weiden
am stillen Glanz der Klause hier,
kann ich den Maler nur beneiden,
der Leinwand braucht anstatt Papier.
Den Eindruck, den sein Blick gewonnen,
hält er in Form und Farbe fest,
bis zum Gemälde er geronnen,
das ihn noch gut erkennen lässt.
Die Dichter muss ‘nen Umweg nehmen,
indem mit Worten er beschreibt
und statt Konturn Gedankenschemen
dem Hirn des Lesers einverleibt.
Doch wie’s so geht mit Leidenschaften:
Dem Griffel drum ich nicht entsag
und von dem Zeug, dem schattenhaften,
auch weiter fröhlich schwätzen mag.
Ja, Schuster bleib bei deinem Leisten,
Apelles‘ Kunst ist dir verwehrt,
doch an der Musen Tafel speisten
stets auch Poeten, heißbegehrt.
Einst ging Horaz ja diesen Dingen
in der „Poetik“ auf den Grund
und sah um Bilder beide ringen –
die Malerhand, den Dichtermund.
Doch falls der Leinwand Lücken blieben,
dann gälte sie als fertig nicht.
Ein Blatt indes, nur halb beschrieben,
trägt ein vollendetes Gedicht!