Mein Bildschirm ist die Fensterscheibe,
die jeden Abend präsentiert
den Heimatfilm um meine Bleibe –
‘ne Gegend, wo der Hund erfriert.
Statt eines Berges kühner Grate,
die zackig vor dem Himmel stehn,
sind künstliche Konglomerate
aus Ziegeln und Zement zu sehn.
Fassaden ohne Elemente
von Zierde und Gefälligkeit,
die Architekten längst in Rente,
die Räte für den Baubescheid.
Und aufgezogen wie auf Fäden
eins, zwei, drei, vier, fünf Fensterreihn,
darunter kleine Krauterläden,
jetzt glasig grell im Neonschein.
Des Bürgersteigs verworfne Schollen,
der Straße rissiger Asphalt:
Nichts nötigt hier, Respekt zu zollen
‘ner Aussicht à la Silberwald.
Der Baumbestand ist arg gelichtet,
dient kümmerlich als Feigenblatt
der Baukultur, die sich verpflichtet
zu Grünzeug in Gesteinen satt.
Das Bild bewegt sich nicht vom Flecke.
Im Vordergrund bisweilen nur
‘ne flotte Kiste auf der Strecke,
‘n Laster bräsig in der Spur.
Passanten, die nach Malz und Hopfen
sich sehnen, wieder heim zu sein.
Ich höre ihre Hacken klopfen,
klack, klack, da auf dem Pflasterstein.
Der Himmel drüber, mal bezogen
mit weich wattiertem Baldachin,
mal spreizend sich in weitem Bogen,
den goldne Sterne überziehn.
‘ne dürft’ge Sicht. Die doch dem Zwecke
durchaus nicht in die Suppe spuckt
von jenem Fenster in der Ecke,
aus dem Herrn Hoffmanns „Vetter“ guckt.
Denn diese statische Kulisse,
die immer gleiche Szenerie,
sie fordert grad das ungewisse,
das freie Spiel der Fantasie.
So scheint mir in modernem Sinne
interaktiv die Fensterschau:
Sie macht ja, dass ich Verse spinne
in dieses ganze Grieselgrau.