Abschied vom Jenseits von Allan Brecht
Dieses Buch beschreibt die Seelenwanderungslehre verschiedener Völker und Kulturen, aber auch einzelner Denker von den ersten Anfängen über die Antike bis ins 19. Jahrhundert. Es zeigt, wie diese uralte, in vielen Teilen der Welt verbreitete Vorstellung aus elementaren Naturerfahrungen des Menschen erwuchs, sich zu kunstvollen philosophischen und mächtigen, noch heute bestehenden Religionssystemen entwickelte und auch in Europa mit Lessings Ideen oder Nietzsches „ewiger Wiederkehr“ zu kraftvoller Blüte gelangte. Bei dieser Bestandsaufnahme bleibt es aber nicht stehen, sondern unternimmt den kühnen Versuch, im Für und Wider der Meinungen einen eigenen Standpunkt zu beziehen – mit ganz neuen, verblüffenden Resultaten.
(Norderstedt 2002)
Abschied vom Jenseits (Lehrgedicht zum Buch von Allan Brecht)
Die Rezeption und Deutung von Goyas Werk in der Lyrik
von Prof. Dr. Helmut C. Jacobs
Seit Lebzeiten inspirieren die Gemälde und Radierungszyklen des spanischen Malers Francisco de Goya andere Künstler. Maler und Musiker beziehen sich auf ihn, Dichterinnen und Dichter der ganzen Welt führen poetische Zwiegespräche mit seinen Werken. Den vielen Bildgedichten, die über die Jahrhunderte bis heute entstanden sind, widmet sich Helmut C. Jacobs in dem Buch “Die Rezeption und Deutung von Goyas Werk in der Lyrik”.
Die anspielungsreichen und doppeldeutigen Werke des 1746 in Zaragoza geborenen, 1828 in Bordeaux gestorbenen Malers Francisco de Goya setzen bis heute bei Lyrikern schöpferische Energien frei. Helmut C. Jacobs, Professor für Hispanistik (spanische Literaturwissenschaft) an der Universität Duisburg- Essen veröffentlicht in seinem Ende 2015 im Verlag Königshausen & Neumann erschienenen Buch das Resultat eines langjährigen Forschungsprojekts über die Lyrik zu Goyas Werken.
193 Bildgedichte sind darin versammelt, ins Deutsche übertragen, analysiert und interpretiert. Zu den internationalen Dichterinnen und Dichtern, die sich mit Goyas Werken auseinandergesetzt haben, zählen u.a. Alfonso Camín, Ildefonso-Manuel Gil, Billy Collins, Justine Rowden, Paul Éluard, Heinz Czechowski, Thomas Kling, Günter Kunert und Friederike Mayröcker. Das formale Spektrum reicht von lyrischen Texten zu Lebzeiten in der Art des Künstlerlobs, über Sonette bis zu assoziativen Bildgedichten und poetischen Miniaturen.
Quelle: wdr3.de
(Würzburg 2015)
Briefe aus meiner Mühle von Alphonse Daudet
Briefe aus meiner Mühle (franz. Lettres de mon Moulin) ist eine Sammlung von Erzählungen des französischen Schriftstellers Alphonse Daudet (*13.5.1840 Nîmes, †16.12.1897 Paris), die zunächst in verschiedenen Zeitungen und1869 erstmals in Buchform veröffentlicht wurden.
Bis auf wenige, die Erlebnisse Daudets in Algerien und auf Korsika widerspiegeln, spielen diese Erzählungen in der Provence im Umkreis der Windmühle von Fontvieille, von wo sie der Dichter als „Briefe“ an seine Freunde in Paris schickt. Sie beschreiben heitere Alltagsbegebenheiten ebenso wie schwank- und märchenartige Erlebnisse, haben manchmal aber auch philosophische oder tragische Züge. Gemeinsam ist ihnen vor allem die Liebe zur Provence, ihrer wilden, lichtdurchfluteten Natur und ihren schlichten, urwüchsigen, bisweilen etwas grillenhaften Menschen. Lokalkolorit garantiert: Wer Land und Leute um Arles, Les Baux, Avignon, St. Rémy und Aix-en-Provence mag, wird bei diesen Erzählungen voll auf seine Kosten kommen. Im Übrigen steht die Mühle noch auf ihrem Hügelchen und beherbergt heute ein kleines Museum mit Dingen, die an Daudet erinnern.
Der Spaziergang von Robert Walser
Der deutschsprachige Schweizer Schriftsteller Robert Walser (*15.4.1878 in Biel, †25.12.1956 in Herisau (Aargau)) schrieb diese Erzählung im Jahre 1917. Er beschreibt darin einen Spaziergang durch Stadt und Flur, der ihm für seine Arbeit als Quelle der Beobachtung und Inspiration gilt. Denn während er ruhig seines Weges geht, beobachtet er die zahlreichen, ganz unterschiedlichen Menschen und Dinge sehr genau und nimmt sie zum Anlass für nachdenkliche und bisweilen kritisch-ironische Betrachtungen über Gesellschaft, Natur und Technik. Dabei ist seine Sprache ruhig und sachlich, aber auch bewusst betulich-antiquiert oder kindlich-naiv, was es ihm erlaubt, manches, was in der Gesellschaft als unumstritten gilt, unbefangen neu zu hinterfragen. Am Ende dieses „Spazierganges“ wird deutlich, dass es sich um mehr handelt als einen kurzen Fußmarsch zur Feierabenderholung – es ist ein Gang durchs ganze Menschenleben und eine Huldigung an die tausend unscheinbaren Gegenstände und Ereignisse, die – meist übersehen – seinen eigentlichen Reiz ausmachen.
Fabeln von Iwan Andrejewitsch Krylow
Iwan Andrejewitsch Krylow (*2. 2. 1769 in Moskau, †9.11. 1844 in Sankt Petersburg) gilt als der bedeutendste Fabeldichter der russischen Literatur. Krylow war Sohn eines Offiziers. Er arbeitete als Beamter, Hauslehrer und Bibliothekar in Sankt Petersburg. Seine insgesamt mehr als 200 Fabeln erschienen zwischen 1809 und 1843, im Jahre 1842 erstmals auch in deutscher Sprache. Krylows Fabeln standen zu Beginn seiner schriftstellerischen Tätigkeit ganz in der Tradition eines Äsop und Jean de la Fontaine, seine späteren Werke zeigen aber seine ganz persönliche Handschrift. Die Fabeln, in deren kleinen Episoden hauptsächlich Tiere, gelegentlich aber auch die unbelebte Natur auftreten, enthalten eine für den Menschen bestimmte Weisheit oder Lehre und spiegeln meist satirisch Gesellschaft und Politik des Zarenreichs seiner Zeit wider. Da Krylow in der russischen Umgangssprache schrieb, die auch einfache Menschen verstanden, sind viele seiner Verse in Russland sprichwörtlich geworden.
Die Geschichte der Menschheit – eine ewige Abfolge von Krieg, Genozid, Mord, Folter und Vergewaltigung. Und es wird immer schlimmer. Aber ist das richtig? In wahren Opus Magnum, einer groß angelegten Gesamtgeschichte unserer Zivilisation, untersucht der weltbekannte Evolutionspsychologe Steven Pinker die Entwicklung der Gewalt von der Urzeit bis heute und in allen ihren individuellen und kollektiven Formen, vom Verprügeln der Ehefrau bis zum geplanten Völkermord. Unter Rückgriff auf eine Fülle von wissenschaftlichen Belegen aus den unterschiedlichsten Disziplinen beweist er zunächst, dass die Gewalt im Laufe der Geschichte stetig abgenommen hat und wir heute in der friedlichsten Epoche der Menschheit leben. Diese verblüffende Tatsache verlangt nach einer Erklärung: Pinker schält in seiner Analyse sechs Entwicklungen heraus, die diesen Trend begünstigt haben, untersucht die Psychologie der Gewalt auf fünf innere Dämonen, die Gewaltausübung begünstigen, benennt vier Eigenschaften des Menschen, die den inneren Dämonen entgegenarbeiten und isoliert schließlich fünf historische Kräfte, die uns heute in der friedlichsten Zeit seit jeher leben lassen. Pinkers Darstellung revolutioniert den Blick auf die Welt und uns Menschen. Und sie macht Hoffnung und Mut.
(Frankfurt am Main 2013)
Oblomow von Iwan Gontscharow
Roman (1859) des russischen Schriftstellers Iwan Aleksandrowitsch Gontscharow (*18.6.1812 in Simbirsk, †27.9.1891 in St. Petersburg)
Ein Mann der Tat ist er wirklich nicht. Am liebsten liegt er auf seinem Petersburger Sofa und döst vor sich hin. Oder hängt seinen Gedanken nach. Zeit dafür hat er genug, denn arbeiten muss er nicht: Er lebt von den Einkünften seines kleinen Gutes. Und auch sonst gibt es für ihn keine Pflichten, weder gesellschaftlicher noch häuslicher Art. Sachar, sein ebenso ungeschickter wie starrsinniger Diener, umsorgt ihn mehr schlecht als recht. Und bis auf einen treuen, aber nur gelegentlich auftauchenden Freund aus Kindertagen hat er keine Bekannten, mit denen er regelmäßig Umgang pflegt, und keinerlei Interessen und Unternehmungen, die ihn aus der angestaubten Stille seines Hauses treiben. Und anders will er es auch gar nicht. Er kennt die Menschen gut genug, um nichts an ihnen zu finden und ihre unterschiedlichen Beschäftigungen und Ziele als eitel und nichtswürdig zu verachten. Mit der Landwirtschaft hat er nichts am Hut. Ja, er versteht sich eigentlich auf gar nichts. Als Kind immer nur verhätschelt und verwöhnt, hat er es nie zu energischem, selbstständigem Handeln gebracht. Er weiß das zwar selbst, kann sich aus seiner Trägheit aber nicht befreien. Darum hat er den Müßiggang zur Philosophie erhoben. Nur eine leidenschaftliche Liebe holt ihn für kurze Zeit aus der Lethargie, scheitert aber an seiner Unfähigkeit, sich grundlegend und dauerhaft zu ändern. Und wäre ihm der erwähnte Freund aus Kindertagen nicht hin und wieder hilfreich zur Seite getreten, hätten ihm betrügerische Verwalter das Gut zugrunde gerichtet und ihn Betrüger aus seinem städtischen Umfeld an den Bettelstab gebracht. Schließlich nimmt sich seiner eine einfache, arbeitsame Witwe an, die sich an seiner Trägheit nicht stößt und ihm jeden Wunsch von den Augen abliest. Bei ihr findet er, der immer ein Kind geblieben ist, bis zum Lebensende den ungetrübten Frieden und die mütterliche Geborgenheit, die allein ihn glücklich machen.
Iwan Gontscharow hat seine Typen mit äußerster Plastizität gezeichnet, außer der Hauptperson den Diener Sachar, den alten Freund Stolz, der in allem Oblomows Gegenteil ist, die große Liebe Olga in ihren Gedanken und Gefühlen bis auf den tiefsten Seelengrund, aber auch die vielen Nebenpersonen – eine denkwürdige Lebensgeschichte und ein lebendiges Panorama von Charakteren aus dem alten Russland mit einem ganz und gar nicht gutsherrlichen Protagonisten – der keine Knute schwingt und ohne leere Geschäftigkeit und hemdsärmeligen Ehrgeiz eher grübelnd neben dem Leben steht.