Denkordnung

DenkordnungKurzum, man muss ‘nen Brief datieren,
sonst fällt er sinnlos aus der Zeit
und statt geschickt zu informieren
Symbol wird der Vergesslichkeit.

Und so mit allen andern Dingen,
die an den Hals wir uns gehängt –
man muss sie erst in Ordnung bringen,
das heißt in Kästchen eingezwängt.

Denn Ordnung ist das halbe Leben,
wie schon der Volksmund klug befand,
und kann sich so die Hände geben
mit unserm großen Weisen Kant.

Der ist dabei sehr weit gegangen
sogar in seiner Alltagswelt –
was immer auch er angefangen,
man hat die Uhr danach gestellt!

Kann sein Genie indes nicht trüben,
weil Wunderbares er entdeckt –
dass, wenn wir uns im Denken üben,
ihm feste Grenzen stets gesteckt.

Mag auch der Geist in Räumen schweifen,
in denen er Schimären sieht:
Er darf sie nicht als wahr begreifen,
auch wenn der Pfaff ihm dazu riet.

Der Dichter nur mag sich verlieren
im Kosmos seiner Fantasie –
denn frei ist stets sein Spekulieren,
kein Dogma zwingt es in die Knie.

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