So muss er ausgesehen haben,
einst über Bethlehem der Stern
bei der Geburt des Christusknaben,
der Hirten rief und große Herrn.
Wie der jetzt über meiner Klause
auf schwarzem Grunde glänzt und gleißt –
ob er vielleicht zu mir nach Hause
auch Wanderern die Richtung weist?
Er thront ja übern Himmelsweiten
in so erhabner Majestät,
gebietend gleichsam, loszuschreiten,
Tribut zu zollen und Gebet.
Ach, als die Sterne Götter waren,
ihr ganzes Wesen Geist und Licht,
wie traten da die Völkerscharen
so schauernd vor ihr Angesicht
Dass dem, der seine Schafe hütet,
und dem, der seinen Schatz bewacht,
es beiden in der Seele wütet
und Kribbeln in den Füßen macht!
Schnitt. Zweimal tausend Jahre später.
Der Strahler, der da oben steht –
nicht das Mirakel unsrer Väter,
nein, nur die Venus, ein Planet.
Zweihundertfünfundzwanzig Tage
genügen ihm für seine Tour
rund um das Zentrum, dessen Lage
ihm näher als der Erdenspur.
Und auch wie er, der ohne Feuer,
ein Ansehn, sternengleich, sich schafft,
hat der Erkenntnis Abenteuer
enträtselt als der Sonne Kraft.
Doch sind wir darum wirklich schlauer
als jene Hirten auf dem Feld
und jene andern Kindsbeschauer
in ihrer Wunderglaubenwelt?
Solln Engel in den Sphären kreisen,
Dämonen, Götter, Seelen bloß,
des Alls Mysterium zu beweisen?
Fantastisch. Doch ideenlos.
Längst sind die Götter ja gestorben,
und auch der große Pan ist tot.
Doch haben Gleiches wir erworben,
das wir missachten ohne Not
Des Sisyphus gewalt’ge Steine,
die auf und ab am Himmel rolln,
titanenfrei, von ganz alleine:
Dem Wunder heißt es Ehrfurcht zolln!