Die Tage kürzer

Die Tage kürzerDie Tage kürzer treten.
Der Juni schon verblich.
Im Stübchen die Tapeten
beschatten früher sich.

Wenn ich zum Griffel greife,
der Verse mir verspricht,
spür ich des Tages Reife
schon an dem mürben Licht.

Und zwei, drei Strophen später,
wenn kurz ich Luft mal hol,
herrscht Finsternis im Äther
bis rauf zum Himmelspol.

War nicht die Sonne grade
als Leselicht noch gut?
Auf meinem Musenpfade
die Lampe Dienst nun tut.

Ja, jüngst zu dieser Stunde
hat’s droben noch geblaut,
wo jetzt auf schwarzem Grunde
man’s golden schimmern schaut.

So weiter ohne Ende.
Der Sommer kommt und geht.
Der Herbst. Die Winterwende.
Und schon der Lenzwind weht.

Gewiss ein wüster Reigen,
der sich der Zeit empfahl,
in deren Fluss wir steigen
auch nur ein einz’ges Mal.

Und ich in diesem Schwunge
hielt wirbelnd immer Schritt!
Wie lange macht die Lunge
und alles das noch mit?

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