Ja, größer ist es schon geworden,
Europa, einig Vaterland.
Von Ost nach West, von Süd nach Norden
wie’n Riesenlaken ausgespannt.
Schön bunt und mit ‘ner Masse Falten,
die irgendwie da reingeknickt,
in denen hartnäckig sich halten
die Wanzen, die kein Finger zwickt.
Die meisten hocken unzufrieden
in irgendeinem Winkel rum
und hadern mit dem Los hienieden,
das ihnen kein Elysium.
‘ne Handvoll krabbelt unverdrossen
geschäftig übers Tuch dahin,
weil es der andern Blut genossen
und neue Beute schon im Sinn.
Doch jene, die man angebissen,
die liegen ausgelaugt und bleich
schon halbwegs auf dem Sterbekissen
und warten auf den Zapfenstreich.
Die Beißer gehn jetzt größre Wege,
weil es sich lohnt für ihre Gier,
denn aus dem einstigen Gehege
wurd ja ein mächtiges Revier.
Die Wächter aber, Oberwanzen,
die der Gesamtheit dienen solln,
beeifern sich, nur zuzuschanzen
den Beißern, was sie immer wolln.
Na ja, so mag es vielleicht gehen
bei dieser eklen Kreatur,
doch weil wir Menschen höher stehen,
kann der Vergleich doch hinken nur.
Nie würden wir verkommen lassen
ein Wesen unsrer eignen Art,
nur um im Großen zu verprassen,
was dieses sich vom Munde spart.
Grad in Europa der Gedanke
schlug Wurzeln schon vor langer Zeit,
dass statt des Löwen rauer Pranke
auf Erden walte Menschlichkeit.
Und dann die vielen, vielen Jahre
mit Kyrie und Requiem –
wie dass ein Christenmensch verfahre
so käferhaft mit irgendwem?
Und kommt uns doch einmal zu Ohren,
dass Groß-Europa oft bereut –
Gerüchte nur, aus Neid geboren,
von richt’gen Wanzen ausgestreut!