Ein Höllenlärm

Ein HöllenlärmSo Charaktere zu studieren,
das macht mir immer wieder Spaß,
in andre Seelen zu spazieren,
zu andrer Geister Blick und Maß.

Da kenn ich keine Standesschranken,
fühl mich in jeden gerne ein,
beflügelt nur von dem Gedanken,
ihm innerlich ganz nah zu sein.

Doch meist bekommt dem guten Manne
die übergroße Nähe nicht,
hau ich ihn ja doch in die Pfanne
nach Strich und Faden im Gedicht.

Doch wie könnt so was unterbleiben?
Gerät man in des Nächsten Dunst,
wär ‘ne Satire nicht zu schreiben
gewiss die eigentliche Kunst.

Da seh ich also heute einen,
der Gas gibt bis zum Gehtnichtmehr,
auf ‘ner Maschine mehr zu scheinen
als sonst im menschlichen Verkehr.

Und ohne Rücksicht auf die Ohren
der Leute, die empfindlich sind,
dünkt er im Donner der Motoren
sich mächtig wie ein Wickelkind.

Für den hat Jesus auch gelitten
(heut ist Karfreitag nebenbei).
Im Himmel fährt er sicher Schlitten
mit solchen Feinden der Schalmei.

Schreibe einen Kommentar