Ein Abend, den wir heilig nennen,
weil kalendarisch er so heißt
und weil man, ihn uns einzubrennen,
seit unsrer Wiege sich befleißt.
Die Eltern, Nachbarn und Verwandten,
als Ohrenbläser wohl erfahrn,
die, was sie selber nicht erkannten,
auch ihrem Nachwuchs nicht ersparn
Warn stets die will’gen Pollenträger,
um Geistesfrüchte zu vermehrn,
von denen fleiß’ge Heilserreger
als Priester ihre Pfründen nährn.
Und pfiffig trichtert man schon Kindern
die fromm gelogne Weisheit ein,
bevor Verstandeskräfte hindern,
dass sie sich frisst in Mark und Bein.
Denn ihre Ohrn, die niemals tauben,
sind optimal dafür gewählt,
weil einfach alles sie noch glauben,
was ihnen Hinz und Kunz erzählt.
Und wenn mit wachsendem Verstande
auch hier und da der Zweifel keimt,
erweisen sich die frühen Bande
doch mit dem Herzen gut verleimt.
Kurzum, die aufgeklärte Seele
belächelt diesen Kirchenstuss,
dass man mit himmelsdurst‘ger Kehle
nur Hosianna gurgeln muss.
Doch dann die Hirten auf dem Felde.
Der Stern. Die Kön’ge eins, zwei, drei.
Man fällt aufs Knie vor dem Gemälde:
Was für ein Meister, Lukas 2!