Ernste Stunde

imagesDO0IZ8XWSeht, meine ernste Stunde,
die ich den Musen weih.
Der Mond geht seine Runde,
schaut just vorbei.

Im gläsernen Gehäuse
wiegt sich das Kerzenlicht.
Gespannt des Geistes Reuse –
auf ein Gedicht.

Der Wein, er wird mir helfen,
dass ich ein Eckchen find,
wo Feen mir und Elfen
ganz nahe sind.

Wie laut der Zeiger schreitet –
als hätt er Eisenschuh!
Die Heizung ihn begleitet
und seufzt dazu.

Von draußen schwillt in Schüben
der Straßenlärm empor;
gedämpfte Lichter drüben –
Gardinen vor.

Im Grau der Himmelsweiten
kein einz‘ges Fünkchen blinkt;
nur Watte, die sich breitet,
in Nacht versinkt.

Von Weihrauch schwer die Schale
stößt blaue Wölkchen aus,
die, luftige Fraktale,
zerflattern kraus.

Ambiente. Drum geschrieben
die Fingerkuppe nass,
dass unter Pinselhieben
wank der Parnass!

Doch ach!, vorbeigeglitten
der Gast am Firmament;
vom Feuer wundgeritten,
das Wachs verbrennt.

Auf einmal klingt nur selten
ein Laut mir noch ans Ohr,
als trennten mich jetzt Welten
vom Nu zuvor.

Dabei steht mir der Rote,
der Liederlöser Wein,
nur halb noch zu Gebote –
lullt doppelt ein.

Drum muss ich mir versagen
den Gipfelsturm für heut,
mein Lager aufzuschlagen
am Fuß erneut.

Doch einmal wird’s gelingen,
das glaub ich felsenfest,
nach oben mich zu singen
ins Adlernest.

Es kommen ja noch viele
Momente solcher Art,
die ich zu diesem Ziele
mir aufgespart.

Es geht noch viele Male
am Himmel mir der Mond,
indessen im Pokale
die Rebe wohnt.

Und lange wird noch kreisen
der Zeiger über mir,
die Stunden mir zu weisen –
die ich verlier.

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