Farbenleere

FarbenleereKaum ist noch etwas nachgeblieben
von taggewohnter Farbenpracht:
Ein bisschen Grün, um durchzusieben
den weißen Schimmer dieser Nacht.

Ein wenig Gelb ist noch zu sichten
in den Fassaden vis-à-vis –
die Stubenfunzeln für so Pflichten
wie Klaberjass und Memory.

Gespenstisch glost in andren Zimmern
ein bläulich-blasses Schummerlicht,
wo Filme übern Bildschirm flimmern
vom Urknall bis zum Weltgericht.

Und über dem Matratzenladen
die Leuchtreklame, kobaltblau,
als Blickfang in dem finster-faden
und grau verwaschnem Ziegelbau.

Was ist vom Himmel zu erwarten?
Blinkt golden da manch Blümelein
aus seinem Paradiesesgarten?
Von wegen; nicht mal Mondenschein.

Ach, diese kärgliche Palette:
Fürn Nachtstück reichte sie so grad.
Im Licht der Sonne, jede Wette,
da hätt mein Spektrum mehr Format.

Doch diesen Trost ich nicht verhehle:
Ganz kann sie mich auch jetzt nicht fliehn:
Im Weine haust ja ihre Seele –
und funkelt rot wie ein Rubin.

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