Der Ort, an dem ich meine Reime
mit spitzer Mine niederkratz,
dient mir seit Olim schon zum Heime,
zum Wigwam und zum Weideplatz.
Zwar hat er mich nicht unter Qualen
auf diese Erde ausgepresst,
weil südlich lagen, in Westfalen
die Windeln für mein Wiegenfest.
Doch ist er mir so lieb geworden,
wie’s nur die Kinderstube war,
die nach der Nordsee und dem Norden
die erste Sehnsucht mir gebar.
Ich weiß nicht, wie viel sel’ge Stunden
an dieser Stätte ich verbracht,
wo glücklich alles ich gefunden,
was lebenswert das Leben macht.
Nur dass die Zeit mir rasch zerronnen
und hoch der Hügel sich erhebt,
der meines Gestern Weh und Wonnen
für ewig unter sich begräbt.
So warfen einst ja diese Wände
auch meiner Liebsten Laut zurück,
bevor nach ihr gestreckt die Hände
der Schnitter, dass er früh sie pflück.
Was für ein Fall aus allen Träumen,
was für ein Sturz in Einsamkeit!
So haus ich unter Straßenbäumen
als Klausner quasi seit der Zeit.
Da soll man nicht ins Grübeln kommen,
das Fantasieren nicht in Schwung?
Aus jedem Winkel weht verschwommen,
aus jedem Ding Erinnerung!
So hab ich’s lange ausgehalten,
die besten Jahre hier verlebt,
bis mir das Alter heimlich Falten
samt einem Bäuchlein angeklebt.
Die dreißig eben überschritten,
bezog als Jüngling ich Quartier –
demnächst muss ich zum Umtrunk bitten,
den auf die Rente ich spendier.
Bin zum Nomaden nicht geboren,
der unstet durch die Lande zieht,
ein Schäfchen eh’r, das ungeschoren
im Dämmer seines Schuppens kniet.
Soll ich zum Schluss noch aufbegehren,
gewaltsam mich vom Fleck befrein,
vom harten Brot des Wandels zehren –
um anderswo allein zu sein?
Dies Dornenschloss mag mich umfangen,
und wenn ich hier vergehen müsst –
wo fänd ich jetzt noch Liebverlangen,
das mich aus meiner Ruhe küsst?