Fingerübung

FingerübungHeut wäre mir nach Mond zumute,
dem Mammut dort im Sternenzoo –
das käme meinem Lied zugute
mit März und Frühling oder so.

Doch nix is da am schwarzen Himmel,
was ihm ein bisschen Glanz verlieh,
nicht einmal die bisweiln wie Schimmel
ihn überzieht, die Galaxie.

Soll, den ich schon in Händen halte,
den Stift ich, der auf Zeilen heiß,
dass ungetummelt er erkalte,
beiseitelegen still und leis?

Das werd ich übers Herz nicht bringen –
es liegt so viel ihm an der Tat!
Ihn jetzt zur Feierschicht zu zwingen,
das wär nichts andres als Verrat.

Zumal ihm ja auch völlig schnuppe,
wer oder was im Verse steckt;
nie spuckte er mir in die Suppe,
weil ihm das Thema nicht geschmeckt.

Er will nur auf dem Blatte gleiten
wie’n Schlittschuhläufer leicht dahin,
um Linien, Kurven zu verbreiten
als Muster ohne Zweck und Sinn.

Kommt, unter uns, mir sehr entgegen,
da ist er Bruder mir im Geist.
Zuallererst muss man sich regen,
dass schwuppdiwupp man nicht vergreist.

Der Musiker muss täglich üben,
dass Rost die Finger nicht befällt.
Soll seine Kunst der Dichter trüben,
indem er sie am Zügel hält?

Der Mond kann mir gestohlen bleiben.
Ein Stift gilt mir genauso viel.
Womit, worüber wir auch schreiben –
der Weg wie immer ist das Ziel.

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