Schon gehn die Tage zügiger zur Neige,
ergeben früher sich der Dämmerung.
Der Nacht gebieterisches „Schlaf und schweige!“,
es liegt halb zehn schon wieder auf dem Sprung.
Noch kürzlich zeigten hell sich die Fassaden
der Häuser drüben um die gleiche Uhr,
die nun verschämt schon ihre Ziegel baden
im Dunkel der erschlaffenden Natur.
Und meine Klause, die in vollem Lichte
den alten Möbelstücken Glanz verlieh,
verdüstert sich, als wär’s zum Weltgerichte,
klingt neun Mal erst die Kuckucksmelodie.
Der Kühlschrank mit den schneeig weißen Wänden,
ein Block, wie aus poliertem Firn gehaun,
steht hoch schon über seinen steifen Lenden
in Schatten, die sich mählich höher staun.
Auch ihn, den Vorhang mit den aufgedruckten
Silhouetten von Henne und von Hahn,
die rabenschwarzen Mäuler schon verschluckten
bis fast ans Ende seiner ausgerollten Bahn.
Der Kaktus ebenfalls in Nichts zerflossen
samt seinem stopp’ligen Dreitagebart!
Wo er gewurzelt, mäßig aufgeschossen,
hat nur die Furcht vor Stichen sich bewahrt.
Und wie ein Spuk in nachtverlassner Heide,
des Wanderers beklommnes Herz zu narrn,
scheint reglos nahezu und weich wie Seide
die Heizungsflamme in den Raum zu starrn.
Doch da ins Dunkel alle sie enteilen,
die tausend Dinge meiner kleinen Welt,
erglänzen umso heller diese Zeilen,
auf die des Lämpchens trauter Kegel fällt.
O hauche, Schimmer, ihnen deine Seele,
des Lichtes fleckenlose Tugend ein,
dass ihnen Klarheit nicht noch Wärme fehle
noch eines glüh’nden Herzens Feuerschein!
Und lass sie, die von Finsternis umgeben,
die täglich gegen meine Mauern rennt,
wie ein Fanal dagegen sich erheben,
das weithin leuchtend für die Musen brennt!