Geisterstunde

Geisterstunde‘s ist Mitternacht, und keine Geister
ringsum zu sehen und zu hörn;
und ich, zum Glück, bin auch kein Meister,
sie tollkühn selber zu beschwörn.

Gespenstisch immerhin die Stille,
in die die Kammer eingetaucht,
als ob da ein geheimer Wille
zu dunklen Plänen sie noch braucht.

Den Flur auch fühle ich im Nacken
wie einen Panther, sprungbereit,
mich jäh mit einem Satz zu packen –
o Rachen dieser Dunkelheit!

Von Nachbarschaft kein Lebenszeichen.
Kein Lachen, kein erstickter Laut,
nicht einmal Schlurfen oder Schleichen –
Geräusche völlig abgebaut.

Sollt man nicht wenigstens erwarten,
wie’s doch nach zwölf zu gehen pflegt,
dass aus der Träume wildem Garten
die Nachtigall des Schnarchens schlägt?

Ja, selbst die Piste der Boliden,
die Durchgangsstraße vis-à-vis,
sie schloss wohl einen Königsfrieden
heut mit der Autoindustrie.

Nur hier mein Schauplatz der Gesänge
zeigt nach wie vor des Lebens Spur –
des Küchenkosmos Sphärenklänge:
Gebrumm der Heizung, Tick der Uhr.

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