Gelobtes Land

Das Lob, das man für sich verkündet,
in fremden Ohren misslich klingt,
und selbst, wenn’s auf Verdienst gegründet,
heißt es doch drastisch meist: Es stinkt.

Ein Spruch, der uns seit Kindesbeinen
wohl schon die Nase rümpfen lässt,
auch wenn mit uns noch nicht im Reinen,
ob so ein Lob das Bett auch nässt.

Kurzum, bescheiden sich zu geben,
gehört nun mal zum guten Ton,
und in den Himmel uns zu heben,
reicht ja die Tat als solche schon.

Doch was an Regeln und Maximen
uns die Gesellschaft vorgekaut,
scheint sich für Menschen nur zu ziemen
als Einzelne in ihrer Haut.

Sobald sie größre Gruppen bilden,
Vereine, Firmen und so fort,
falln auf die Stufe sie von Wilden
und schmeißen alles über Bord.

Wie wirbt man wirksam für Produkte?
Man lobt sie übern grünen Klee!
„Kaum dass man unsre Pillen schluckte,
da heißt es auch schon: Schmerz ade!“.

„Das Brot, das täglich frisch wir backen,
ist knusprig und ist kerngesund.
Die Kunden laufen sich die Hacken
ab fünf Uhr morgens danach wund“.

„Sie wollen günstig einen Wagen,
bequem, geräumig, superschnell?
Unmöglich? Auto-Müller fragen.
Wir haben auch Ihr Traummodell“.

In ähnlich prahlerischer Weise
verkauft sich auch die Politik.
Zu ihrem eignen Lob und Preise
erklärt sie gar den Flop zum Sieg.

„Seht auf die Arbeitslosenzahlen:
Wir haben deutlich sie gesenkt!
Und vielen einen minimalen,
doch immerhin ‘nen Job geschenkt!“

„Wir wollen weltweit Frieden schaffen,
dass nirgendwo die Erde raucht,
und schicken notfalls unsre Waffen
dahin, wo man sie dringend braucht“.

„Die Armen müssen Federn lassen?
Das nähmen niemals wir in Kauf!
Wir füllen ihnen ihre Kassen
doch Jahr für Jahr womöglich auf!“.

Doch zeigen unsre Kirchenobern,
gewöhnt ans schlichte Büßerkleid,
stattdessen diesen Eigenlobern
nur Demut und Bescheidenheit?

„Denn Jesus uns die Liebe lehrte
und pflegte sie sein Leben lang,
davon das Samenkorn sich nährte,
dem die Catholica entsprang“.

„Wir alle wissen, ihn beseelte
der Gottheit wunderbare Kraft,
die mit den Jüngern sich vermählte
und dann mit uns, der Priesterschaft“.

„Die dürfen gnädig wir behalten
bis an das letzte Weltgericht
und seines Amts beginnt zu walten
der Herr, der frei- und schuldig spricht.“

Da sieht man schön in allen Kreisen,
was Sitte und Moral noch wert:
Gebote, früh zu unterweisen,
um die sich später keiner schert.

So gleicht das Leben einem Märchen,
das unter „Lügen“ abgelegt,
und keinem krümmt man nur ein Härchen,
der seinen Vorteil daraus schlägt.

Man kann nur auf die Kinder hoffen,
die diesen Widerspruch durchschaun,
dass sie, dern ganze Zukunft offen,
sich diese selber besser baun.