Ob ihre Uhren anders gehen,
nach einem andern Zifferblatt?
Ich will mal auf die Finger sehen
dem Haus, der Straße und der Stadt.
Die stehen da so fest wie Steine
und unverwüstlich an Gestalt,
Gebäude härter als Gebeine,
Bitumen stärker als Basalt.
Was alles, wenn die Augen schweifen,
den Schein der Stetigkeit bewahrt –
doch kaum, dass sie zur Lupe greifen,
die Zeit sich ihnen offenbart
Mit den verräterischen Spuren,
die überall sie hinterlässt
an Dingen und an Kreaturen,
zwar winzig, aber manifest.
Ein Fundus auch für Depressionen,
was unsern schwachen Leib betrifft –
sie wird ihn nicht davon verschonen,
dass Charon ihn schon bald verschifft.
Befragt das Krähenfuß-Orakel,
das einz’ge, das die Wahrheit spricht.
Die tausend Falten: ein Debakel
fürs vormals glatte Mondgesicht!
Dagegen sind die im Gemäuer,
die Risse harmlos gradezu –
zwar steht hier Chronos auch am Steuer,
doch schippert er mit größrer Ruh.
Wie diesen Unterschied begreifen,
dass stärker er an Menschen zehrt
als an Asphalt und Autoreifen,
die er nicht weniger begehrt?
Das tote Zeug aus Stein und Erden
hat einfach nur das dickre Fell,
da kann sein Zahn so schnell nichts werden,
dass zur Ruine er’s entstell.
In Fleisch und Blut kann er sich bohren
und findet wenig Widerstand –
so geht ihm alles Maß verloren
für Seele oder Häuserwand.
Er übersät den Leib mit Malen
‘ner immer tödlichen Tortur –
der Aufpreis, den wir Wesen zahlen,
die wir lebendig von Natur!