Hausbesuch

HausbesuchZwei Damen, elegant gewandet,
gepflegtes Äuß’res, seriös,
ein Typ, wie er nur selten landet
am Ufer dieses Schlicht-Milieus

Erwiesen heute mir die Ehre,
mich aufzusuchen an der Tür,
dass ihrer edlen Gotteslehre
Gehör ich schenke nach Gebühr.

Ob sie wohl dachten, sünd’ge Seelen
gäb’s grad zu retten im Quartier,
wo Loddels ihre Muckis stählen
für ihren Dienst als Kavalier?

Doch da ich pfleg nicht zu erstehen,
was ein Vertreter mir beschreit,
wollt auch die Ware ich verschmähen
der beiden Damen: Ewigkeit.

Sie aber, fest in ihrem Glauben,
der ihrer Zunge Flügel lieh,
begöschten fleißig diesen Tauben
für Gottes Wort am Sinai.

Sie wollten ernsthaft mich bekehren
zum Sinn des Lebens: Religion.
Doch muss ich solchen denn entbehren?
Was wussten sie von mir denn schon?

Am Ende Patt. Ein Unentschieden,
wie man’s in Glaubensfragen kennt.
Doch Sieg für alle durch den Frieden,
in dem man höflich sich getrennt.

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