Himmel jedenfalls

Himmel jedenfallsDas Tor zum Kosmos, schwarz und schweigend:
der Himmel über meinem Haupt.
Millionen Ehrfurcht ihm bezeigen,
weil man ihn hehr und heilig glaubt.

Bewohnt sei er von höhren Wesen,
die nicht zu Leid und Tod verdammt
und täglich in der Bibel lesen,
wo nicht von der Schalmei entflammt.

Um ihre Muße zu gestalten,
dien manchem auch das Harfenspiel,
da andre sich mit Inbrunst halten
an Sangeslust im Kirchenstil.

Verständlich, dass sie dabei tragen
ein blütenweißes Chorgewand –
wie auch an allen andern Tagen,
weil es beim Flug nicht kneift und spannt.

Und fliegen heißt’s vor allen Dingen,
die Wege sind einfach zu weit –
vom Luchs zur Leier sich zu schwingen,
braucht auch mit Flügeln seine Zeit.

Noch aber sind die sel’gen Genien
allein in ihrem Sternenhaus,
denn die aus Spanien und Slowenien
und andre Christen stehn noch aus.

Das Weltgericht, schon längst beschworen,
verzögert sich wer weiß bis wann,
so wie man’s bei den Erd-Juroren
ja leider auch verzeichnen kann.

Die Leichen müssen länger liegen
in ihrem düsteren Verschlag,
bis auf die Rippen wieder kriegen
sie etwas Fleisch am Jüngsten Tag.

Das Ganze ist mir doch zu vage,
der ew’ge Aufschub zu suspekt,
dass auf die Seite ich mich schlage
von denen, die schon mehr entdeckt.

Und dieses „Mehr“ ist schon ‘ne Menge
und schließt den ganzen Kosmos ein,
das heißt der Galaxien Gedränge
im grenzenlosen Ringelreihn.

Wir haben endlich lange Listen:
„Kriterien für den Wohnkomfort“,
zu sehn, ob’s ew’ge Leben fristen
man könnt wie im Excelsior.

Nun, wer auch immer droben wohne,
die Sache wäre nicht mein Fall:
Befund zu Paradiese: Ohne.
Befund zu Grauen: Überall.

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