In der Goldgrube

In der GoldgrubeFassaden, die schon lange schlafen,
gestört von keinem Mondenlicht,
von keinem Boot im Himmelshafen,
des Lampe grell ins Auge sticht.

Asphalt, von tausenden von Reifen
grad noch getreten und gequält,
liegt wie ein einz’ger Zebrastreifen,
dem’s chronisch an Passanten fehlt.

Platanen, deren schorf’ge Äste
erstarrt zu Scherenschnitten sind,
wie eines Brands verkohlte Reste,
wenn abgezogen Rauch und Wind.

Wie eingeweckt in einem Glase,
mit rotem Ringe zugeschnürt,
des Erdentages stille Phase,
die tief mich in die Nacht entführt.

Glückauf! Mein Licht ist angezündet,
die Grube hell, in die ich stieg,
und so die Hoffnung wohlbegründet,
dass ich was auf die Schippe krieg.

Mit meines Stiftes Abbauhammer
erschürfe ich der Lyrik Gold.
Mein Stollen: eine Küchenkammer.
Ein Liedchen der Maloche Sold.

Und wie der Kumpel, der vorzeiten
mit starker Faust den Felsen brach,
lass kraftvoll ich den Kuli gleiten,
mir Strophen häufend nach und nach.

Doch seht nur, was ich untertage
mir hier schon aus der Ader schlug
an Brocken für die Musenwaage –
ist das als Beute nicht genug?

Ich leg das Werkzeug aus den Händen,
lass ruhn das sammelfreud’ge Herz.
Rings an den schattenschwarzen Wänden
glimmt katzengolden es von Erz.

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