Wo ist der Tag geblieben,
so reich an Stundenzahl?
Ich hab die Zeit vertrieben
und merkt‘ es nicht einmal.
Schon Lichter in Fassaden.
Pechschwarz um sie herum.
Im Wind die Flaggen baden.
Die Masten bläst er krumm.
Die Leute sind zu Hause,
die Straßen menschenleer.
Geschäfte machen Pause.
Es ruht auch der Verkehr.
In manchen Fenstern glosen
die Fernsehschirme blau.
In Flaschen und in Dosen
schäumt Bier zur Rateschau.
„Entspannung“ heißt das Motto.
Man fläzt sich auf die Couch.
Die Gattin mahnt: „Karl-Otto,
die Kissen nicht zerknautsch!“
Doch bleibt die Stimmung heiter.
Man knabbert Salzgebäck.
Dann geht das Rätseln weiter,
der Werbeblock ist weg.
Wo keine Filme flimmern
und blind die Luke bleibt –
wie man in diesen Zimmern
die Nacht sich wohl vertreibt?
Der Asphalt ohne Wagen,
das Pflaster ohne Tritt.
Ins Nichts hat es verschlagen
auch gleich die Möwen mit.
Bereit, mich einzustellen
auf Schweigen, das total,
zerstört ein Hundebellen
mir jäh dies Ideal.
Doch nur für Augenblicke,
dann ist der Spuk vorbei,
dass doppelt sich verdicke
der Stille süßer Brei.
Die Stunden zu genießen
fällt mir weiß Gott nicht schwer.
Ich ließ auch gern sie fließen –
hätt nur der Tag noch mehr!