Keine Geduld

Keine GeduldWenn ich erst lange warten müsste
auf irgendeine Schnapsidee,
bevor ich mich zum Reimen rüste:
Behaglich auf dem Kanapee

Gebreitet die morbiden Knochen,
den Geist nur mäßig angespannt,
und erst nach Tagen oder Wochen
das Schreibgelüst mich übermannt

Würd mir gewiss der Faden reißen,
der die Geduld am Zügel hält,
und ich den ganzen Krempel schmeißen
ins letzte Eckchen dieser Welt.

Will sie mir aus dem Quell nicht regnen,
dem Pierien Dichterkraft verlieh,
kann sie im Mondschein mir begegnen,
die bloß sporad’sche Fantasie.

Doch seht, ich mache fröhlich weiter,
mein Kuli kurvt noch übers Blatt.
Beweis: Der Musenklepper-Reiter
stets frisches Heu im Schober hat.

Sobald ich nur zur Lyra greife,
erklingen auch die Töne schon,
und völlig ohne Warteschleife
wie manchmal die beim Telefon.

Nur Störgeräusche können stoppen
den steten Melodienfluss –
am liebsten würd ich ihn verkloppen,
den Nachbarn, der jetzt bohren muss!

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