Kleine Sinnkrise

Kleine SinnkriseRein gar nichts hast du um die Ohren,
nichts treibt dich morgens aus dem Bett.
Die ganze Welt hat sich verschworen,
dass sie dich nicht mehr nötig hätt.

Da dümpelst du in deinen Stunden
so ohne Halt und ohne Ziel,
an einen Anker angebunden,
der höchstens noch ein Pappenstiel.

Und krabbelst nur noch, um zu leben,
hältst aus Gewohnheit dich in Gang,
kannst nichts mehr aus den Angeln heben
mit Ehrgeiz und mit Tatendrang.

Für Kenntnisse und Qualitäten
hat man Jahrzehnte dich geschätzt;
nun bist mit Pauken und Trompeten
du in den Laienstand versetzt.

Darfst täglich deine Bude putzen,
füllst wöchentlich die Wäsche ein –
und kannst dein Staatsdiplom benutzen
als längst verblassten Heil’genschein.

Ein Leben wie an diesen Strippen,
die’s künstlich dir verlängern nur,
genauso gut, es wegzukippen
und auszulöschen seine Spur.

Wie aber sinnvoll es gestalten,
wo es an Pflicht doch fehlt und Fleiß?
Lass Geist und Körper nicht erkalten –
und mach dir nicht die Hölle heiß!

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